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Barometer der Biodiversitätspolitik in Österreich 2024
im Hinblick auf die Kernforderungen des Österreichischen Biodiversitätsrates zum Schutz der Biodiversität in Österreich
Zur Presseaussendung vom 25.2.2025
Biodiversitätspolitik geschieht auf vielen politischen Ebenen. Im Regierungsprogramm der scheidenden Bundesregierung wurde die Notwendigkeit eines ambitionierten Biodiversitätsschutzes anerkannt und mit zahlreichen Zielen im Regierungsprogramm verankert. Nur teilweise wurden sie erreicht. Die letzte Regierung hat mit dem Kapitel “Artenvielfalt erhalten – Natur schützen” verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität vereinbart. Ende 2022 fanden entscheidende Ereignisse zum zukünftigen Artenschutz statt, da die Weltgemeinschaft konkrete Ziele für die globale Biodiversitätspolitik bis 2030 und darüber hinaus beschlossen hat (Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (cbd.int)). Daraus ergeben sich auch in den kommenden Jahren erhebliche Folgen für die Biodiversitätspolitik Österreichs, die sich u.a. im Beschluss der Nationalen Biodiversitätsstrategie 2030+ (Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+) niedergeschlagen haben. Die Europäische Kommission hat im Jahr 2023 – als wichtigen Meilenstein des Green Deals – den Gesetzesvorschlag zur Wiederherstellung geschädigter Lebensräume vorgelegt. Dieses Vorhaben wurde nach intensiven Diskussionen im Sommer 2023 im Europäischen Parlament angenommen (The EU #NatureRestoration Law (europa.eu)). Nach weiteren Verhandlungen und Adaptierungen stimmte das Europäische Parlament am 27. Februar 2024 dem finalen Ergebnis zu. Am 17. Juni 2024 stimmten auch die Umweltministerinnen und -minister der Europäischen Union (einschließlich der österreichischen Umweltministerin) mit qualifizierter Mehrheit (also über die Hälfte aller Mitgliedsstaaten, die zusammen über 65 % der EU-Bevölkerung vertreten) für das Gesetz.
In Europa und weltweit sind die sich verschärfenden Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise im Jahr 2024 in einem bislang ungekannten Ausmaß sichtbar geworden. Auch in Zukunft ist mit massiven negativen Folgen für die Gesellschaft zu rechnen.
Trotz aller Bemühungen wurden in Österreich noch zu wenige konkrete Maßnahmen gesetzt, um dem Biodiversitätsrückgang Einhalt zu gebieten. Das zeigen die alarmierenden Verschlechterungen der Indikatoren zum Zustand der Biodiversität in Österreich deutlich. So sind beispielsweise die Brutpaare von Brutvögeln in der Kulturlandschaft in Österreich zwischen 1998 und 2022 um fast die Hälfte (48 %) zurückgegangen (https://www.birdlife.at/vogelschutz/forschung-und-monitoring/monitoring-der-brutvoegel-oesterreichs/).
Im vorliegenden “Biodiversitätsbarometer 2024” haben die Expert:innen des Österreichischen Biodiversitätsrates die konkreten Maßnahmen der nationalen Biodiversitätspolitik des vergangenen Jahres evaluiert. Die Expert:innen ziehen ein Résumé über die vergangenen 5 Jahre und geben dringende Empfehlungen für die Zukunft. Aufgrund der föderalen Struktur liegt in Österreich ein erheblicher Teil der Biodiversitätspolitik im Verantwortungsbereich der Bundesländer. Die Umsetzung der Biodiversitätspolitik durch die Bundesländer wurde daher ebenso in die Einschätzungen einbezogen. An die kommende Bundesregierung und an alle Bundesländer ergeht ein klarer Appell, die Bedeutung des Biodiversitätsverlusts und die sich für uns alle daraus ergebenden massiven Folgen ernst zu nehmen und parteiübergreifend, ernsthaft und unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Evidenz an den notwendigen Lösungen zu arbeiten. Der Biodiversitätsrat fordert daher alle politischen Akteur:innen nachdrücklich dazu auf, eine stabile und zielgerichtete Biodiversitätspolitik – gemeinsam mit einer ambitionierten Klimapolitik – zu verfolgen
Das Barometer wurde im Rahmen der TAGE DER BIODIVERSITÄT 2025 vom Österreichischen Biodiversitätsrat, präsentiert.