Biodiversität
= Biologische Viefalt | Vielfalt an Lebensformen
Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens, oder die Variabilität lebender Organismen unterschiedlichster Lebensräume und deren Vernetzung. Auch die genetische Vielfalt sowie die Vielfalt an Lebensgemeinschaften, an Ökosystemen und der darin ablaufenden Prozesse gehören dazu. Biologische Vielfalt umfasst die Variationsbreite innerhalb und ziwschen den Arten, ob wildlebende Tiere, Wildpflanzen, Pilze, Mikroorganismen, Kulturpflanzen, Nutztiere, auch wir Menschen sind Teil der Biodiversität.
Variabilität innerhalb derselben Art
Eine hohe genetische Vielfalt bedeutet eine höhere Widerstands- und Anpassungsfähigkeit bei sich ändernden Lebens- und Umweltbedingungen oder gegenüber äußeren Bedrohungen und Störungen wie Krankheitserreger, Klimawandel oder Umweltverschmutzung und ist wichtig zur Vermeidung von Inzucht.
Vielzahl an unterschiedlichen Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen
Weltweit sind 1,75 Millionen Arten wissenschaftlich erfasst, die tatsächliche Artenanzahl ist unbekannt. Die Schätzungen liegen zwischen 2,5 bis 30 Millionen Arten weltweit. Österreich ist für Europa ein relativ artenreiches Land. Grund sind die zentrale Lage und die vielseitige Landschaftsstruktur. In Österreich wird die Anzahl der verschiedenen Arten auf 68.000 geschätzt. Davon sind ca. 46.000 Tierarten und 21.000 Pflanzen- und Pilzarten.
Vielzahl an unterschiedlichen Lebensräumen mit unterschiedlicher Artenzusammensetzung und darin ablaufender Prozesse
Ein Ökosystem wird gebildet aus Biotop (bestimmter abgegrenzter Lebensraum einer Lebensgemeinschaft) und Biozönose (Biologie der Lebensgemeinschaften von Lebewesen innerhalb eines Biotops). Es ist also ein Wirkungsgefüge von Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt. In Österreich kommen 488 verschiedene Biotoptypen vor. Ökosysteme sind u.a. Flüsse, Wälder oder Wiesen, je nach Betrachtungsweise können dies jedoch auch kleinräumigere Strukturen wie z.B. abgestorbene Baumstämme oder Wasserpfützen sein. Die Vielfalt an Ökosystemen ist Voraussetzung für die Artenvielfalt und die Genetische Vielfalt.
Gefährdung der Biodiversität
Rote Listen
- 10.800 Tierarten, 4.450 Pilzarten, 2.950 Gefäßpflanzen wurden im Zuge der Erstellung der Roten Listen bewertet – nicht alle sind gefährdet
- 33% aller Farn- und Blütenpflanzen und 39% aller Tierarten sind gefährdet
- Mehr als 55% der Libellenarten sind als gefährdet eingestuft
- 57% der Wirbeltiere (Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische) sind gefährdet oder bereits ausgestorben
- Rund 52% aller Tagfalter und 40% von 800 ausgewählten Nachtfaltern gelten als gefährdet
- 1.300 Pilzarten in Österreich (29%) wurden als gefährdet eingestuft
- 59,4% der Biotoptypen Österreichs sind gefährdet
- 53 von 93 Waldbiotoptypen gelten als gefährdet
Veränderungen der Biodiversität
Living Planet Index
Essential Biodiversity Variables (EBV)
Einen Beitrag zum besseren Verständnis von Biodiversitätsveränderungen sollen Essential Biodiversity Variables (EBV) leisten. Dieses Konzept wurde im Rahmen von GEO BON (Group on Earth Observation) erarbeitet, mit dem Ziel der Vereinheitlichung von Biodiversitätsdaten und der Zurverfügungstellung eines einheitlichen Messinstruments für die Analyse, das Monitoring und das Management der Veränderung der Biodiversität. Es wurden 21 potentielle EBVs vorgeschlagen, wie z. B. die Verteilung von Arten, die Heterogenität von Ökosystemen oder die Reproduktion. Biodiversitätsdaten und deren Veränderungen sollen damit international besser vergleichbar werden und für Entscheidungsträger_innen valide Informationen liefern.
Schutz der Biodiversität
- Schaffung und Einhaltung rechtlicher und politischer Rahmenbedingungen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene (Gesetze, Verordnungen, Übereinkommen, Strategien)
- Schaffung inhaltlicher und finanzieller Grundlagen
- Angewandter Arten- und Biotopschutz (Schutzmaßnahmen, Restaurierung/Wiederherstellung, Monitoring & Kontrolle)
- Botanische Gärten, Zoos, Naturkundemuseen (Sammlung, Informationsaufbereitung, Forschung, Umweltbildung)
- Nichtregierungsorganisationen (NGOs) (Erhaltung von Saatgut, Tier- und Umweltschutz)
- Nachhatlige Nutzung und Umweltbildung (Förderung der ökologischen Bewirtschaftung, spezielle Angebote für Schule, Erwachsenenbildung)
Grüne Listen
- Wittig, R. & Niekisch, M. (Eds.) (2014) Biodiversität: Grundlagen, Gefährdung, Schutz. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. doi:10.1007/9783642546945.
- Sauberer, N., Moser, D., & Grabherr, G. (Eds.) (2008) Biodiversität in Österreich. Räumliche Muster und Indikatoren der Arten- und Lebensraumvielfalt. Haupt Verlag.
- BMNT (2008). Sixth National Report of Austria to the Convention of Biological Diversity. Wien: 159.
- Dämon, W. & Krisai-Greilhuber, I. (2016) Die Pilze Österreichs. Verzeichnis und Rote Liste 2016. Teil: Makromyzeten. Österreichische Mykologische Gesellschaft, Wien.
- Tiefenbach, M. (1998) Naturschutz in Österreich. Monographien, Band 91. Umweltbundesamt, Wien.
- BMLFUW (2013) Zustand und Bedeutung der biologischen Vielfalt in Österreich. Wien.
- Huemer, P. (2016) Ausgeflattert – der Stille Tod der österreichischen Schmetterlinge. Wien: Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung & Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000/Friends of the Earth Austria.
- Essl, F. & Egger, G. (2010) Lebensraumvielfalt in Österreich – Gefährdung und Handlungsbedarf. Zusammenschau der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten & Umweltbundesamt.
- KIÖS (2018) Umwelt und Gesellschaft. Herausforderung für Wissenschaft und Politik. KIOES Opinions, 8, 1-104. doi:10.1553/kioesop_008
- Umweltbundesamt (2013) Zehnter Umweltkontrollbericht. Umweltsituation in Österreich. Reports, Bd. REP-0410. Umweltbundesamt, Wien.
- BMLFUW (2014) Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+. BMLFUW, Wien.
- Niklfeld, H. (1999). Rote Listen gefährdeter Pflanzen Österreichs. 2. Auflage. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, Band 10, Wien.
- WWF Österreich (2018) WWF Living Planet Report 2018: Menschlicher Raubbau an der Natur beschleunigt das Artensterben. Retrieved from https://www.wwf.at/de/wwf-living-planet-report-2018-menschlicher-raubbau-an-der-natur-beschleunigt-das-artensterben/
Info
Österreichisches Artenschutz-Informationssystem
Mehr als 100 Rote Listen über den Gefährdungsstand der Arten in Österreich sind bisher erschienen. OASIS 2.0 stellte diese Informationen gesammelt für individuelle Abfragen zur Verfügung.