Inwertsetzung von Ökosystemleistungen

Es gibt unterschiedliche Ansätze, die Bedeutung von Ökosystemleistungen für das menschliche Wohlergehen zu erfassen bzw. zu bewerten, mit dem Ziel, diese in gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen einfließen zu lassen.

So können Betroffene zu ihren Präferenzen bezüglich bestimmter Ökosystemleistungen (z. B. einer bunten Blumenwiese) befragt werden, es kann berechnet werden, was der Ersatz einer Ökosystemleistung (z. B. Lawinenschutz durch einen Wald) durch technische, bauliche Maßnahmen kosten würde, oder die Leistung z. B. der Insektenbestäubung kann anhand der landwirtschaftlichen Erträge in Geld bewertet werden. Die ökonomische/monetäre Bewertung von Ökosystemleistungen wird kontrovers diskutiert und überwiegend nicht als ausschließliche Betrachtungsweise empfohlen.

1997 wurde erstmals der Wert für die weltweiten Ökosystemleistungen errechnet: 33 Trillionen US-Dollar pro Jahr – das ist doppelt so viel wie das weltweite Bruttonationaleinkommen von 18 Trillionen zu dieser Zeit. Für 2011 wurde der globale Wert der Ökosystemleistungen auf 125 Trillionen US Dollar (125.000.000.000.000) pro Jahr geschätzt.

Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität (TEEB)

„Die Biodiversität in all ihren Dimensionen – Qualität, Quantität und Vielfalt der Ökosysteme, Arten und Gene – muss nicht nur aus gesellschaftlichen, ethischen oder religiösen Gründen erhalten werden, sondern auch im Sinne des wirtschaftlichen Nutzens für heutige und zukünftige Generationen. Erstrebenswert ist daher eine Gesellschaft, die ökonomisch verantwortlich mit ihrem natürlichen Kapital umgeht.“​ (TEEB, 2010)

Die TEEB Studie, 2007 von den G8 Staaten gestartet, betrachtet den Nutzen der Ökosystemleistungen für den Menschen aus ökonomischer Sicht. Die Natur wird als Kapital betrachtet und die Leistungen aus der Natur als Dividende. Die Studie hatte sich zur Aufgabe gestellt, den Wert der Ökosystemleistungen sowie die Kosten, die aus ihrer Zerstörung entstehen, aufzuzeigen.

Ziel ist, den Wert der natürlichen Ressourcen und der Biodiversität sichtbar zu machen und in wirtschaftlichen Entscheidungen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu berücksichtigen.

Die Fragen, die TEEB zu beantworten versucht sind:

    • Welchen weltweiten wirtschaftlichen Nutzen hat die Biodiversität?
    • Welche Kosten verursacht der Verlust der Biodiversität?
    • Welche Mehrkosten entstehen durch das Verabsäumen von Schutzmaßnahmen?

Umweltgesamtrechnungen

Umweltgesamtrechnungen ergänzen die herkömmliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) um umweltrelevante Faktoren. Sie haben zum Ziel, die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt darzustellen, indem sie ökologische Daten wie z. B. Rohstoff-, Energie-, Flächenverbrauch, Schadstoffemissionen, Abfallentsorgung mit den ökonomischen Daten wie dem Bruttoinlandsprodukt in Beziehung setzen.

Als Initiative der Vereinten Nationen (UN) wird dies im SEEA unter Berücksichtigung von internationalen Standards, Definitionen und Klassifikationen zur internationalen Vergleichbarkeit umgesetzt. Das SEEA Experimental Ecosystem Accounting ergänzt diesen Rahmen um biophysikalische Daten, um Ökosystemleistungen und deren Veränderungen und integriert damit Ökosystemleistungen in die Systematik der Umweltgesamtrechnungen.

Mapping and Assessment of Ecosytems and their Services (MAES)

Die EU Biodiversitätsstrategie fordert die Mitgliedsstaaten auf, den Zustand ihre Ökosysteme und deren Leistungen zu kartieren und zu bewerten. Weiters sollen auch die Ökosystemleistungen selbst bewertet und deren Wert in EU und nationale Rechnungslegungs- und Berichtssysteme integriert werden. Um konsistente Ansätze in den unterschiedlichen EU-Ländern zu garantieren, wurde erstmals 2013 ein kohärenter Rahmen für diese Anforderungen entwickelt. Mittlerweile steht der fünfte MAES Report (2018) zur Verfügung.

  1. Naturkapital Deutschland – TEEB DE. Der Wert der Natur für Wirtschaft und Gesellschaft – Eine Einführung. (München, ifuplan; Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; Bonn, Bundesamt für Naturschutz, 2012).
  2. Schaltegger, S. & Beständig, U. Handbuch Biodiversitätsmanagement – Ein Leitfaden für die betriebliche Praxis. (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), 2010).
  3. Schwaiger, E. et al. Wirtschaftliche Bedeutung von Ökosystemleistungen. Monetäre Bewertung: Risiken und Potenziale. (Umweltbundesamt, 2015).
  4. Millenium Ecosystem Assessment. Ecosystems and human well-being: Synthesis. (Island Press, 2005). doi:10.1196/annals.1439.003
  5. Costanza, R. et al. Changes in the global value of ecosystem services. Glob. Environ. Chang. 26, 152–158 (2014).
  6. TEEB. Die Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität: Die ökonomische Bedeutung der Natur in Entscheidungsprozesse integrieren. Ansatz, Schlussfolgerungen und Empfehlungen von TEEB – eine Synthese. (2010).
  7. Götzl et al. Ökosystemleistungen des Waldes. Erstellung eines Inventars für Österreich. Umweltbundesamt, REP 544, Wien, (2015).
  8. Götzl, M., Schwaiger, E., Sonderegger, G. & Süssenbacher, E. Ökosystemleistungen und Landwirtschaft: Erstellung eines Inventars für Österreich. Umweltbundesamt (2011).
  9. Umweltbundesamt. Biologische Vielfalt – Clearing House Mechanism. Online: http://www.biologischevielfalt.at/. (Accessed: 3rd April 2018)
  10. Weber, E. Biodiversität – Warum wir ohne Vielfalt nicht leben können. (Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2018). doi:10.1007/978-3-662-55624-5
  11. Baur, B. Biodiversität. (Haupt Verlag, 2010)